VIA VERDE

Para: Mercedes-Benz Magazin ROUTE

Texto: Gleice Mere

„Der grüne Weg“ – so heißt die Straße, die noch in diesem Jahr den äußersten Westen Brasiliens an den florierenden Süden anbinden wird. Nur in den vier Monaten Trockenzeit haben Francineudo Freitas da Silva und seine Kollegen die Möglichkeit, daran zu arbeiten. Sein Axor ist deshalb 24 Stunden am Tag im Einsatz – und wird aufs Äußerste gefordert.

Seit Tagen hat es nicht geregnet. Immer dichter wird der Staub, den die schweren Lkw aufwirbeln. „Wir müssen jetzt den Tankwagen vorlassen“, sagt Francineudo Freitas da Silva. „Er wird vor uns die Straße den Hügel hinauf befeuchten, damit wir überhaupt wieder etwas sehen.“ Ein reines Glücksspiel, sagt Francineudo: „Wenn der Lehmboden zu feucht wird, verwandelt er sich augenblicklich in den reinsten Klebstoff.“ Der Fahrer gibt erneut Gas. Mit 24 Tonnen Schotter in der Kippmulde erklettert sein Axor 2644 stetig die Anhöhe – geschafft! Sein Ziel ist eine der Baustellen für die Autobahn BR 364, die Cruzeiro do Sul im äußersten Westen Brasiliens mit dem 4.000 Kilometer entfernten São Paulo im Südosten verbinden wird.

Ein Mammutprojekt, zu dem Francineudo seinen Teil beiträgt. „Wir sind dabei, die letzten 313 Kilometer fertigzustellen“, sagt er. Begonnen haben die ersten Arbeiten bereits in den 60er-Jahren. Damals beschloss die Regierung, Amazonien stärker zu fördern und die Verkehrsverbindungen in die Region zu verbessern. Rund 20 Jahre hat es gedauert, bis eine unbefestigte Trasse durch den Dschungel entstanden war. Befahren lässt sie sich allerdings nur zwischen Juni und Oktober, denn in der übrigen Zeit regnet es zu viel, und an ein Durchkommen ist dann nicht zu denken.

Das ist auch der Grund, warum dieser Landesteil wirtschaftlich weit hinterherhinkt. Transporte per Flugzeug sind teuer, und mit dem Schiff sind es allein bis Manaus, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Amazonas, etliche Tage.

Enorme Entfernungen, ungünstige Wetterbedingungen und ein nasser, lehmiger Untergrund, der sich für den Straßenbau denkbar schlecht eignet es ist kein Wunder, dass auch die Arbeiten an der BR 364 bereits zehn Jahre andauern. „Der Schotter zum Beispiel, den ich hier fahre, stammt aus einem 700 Kilometer entfernten Steinbruch“, berichtet Francineudo. „Und so ist es mit fast allem: Weil vor Ort nahezu nichts vorhanden ist, muss es erst einmal herangeschafft werden. Und zwar in der Trockenzeit!“

Aber auch so haben die Fahrer immer ein Auge auf den Himmel. Denn nur eine Viertelstunde Regen kann bedeuten, dass die Behelfsstraße unpassierbar wird. Oft für den Rest des Tages. Deshalb wird stets unter Hochdruck gearbeitet. Hohe Anforderungen also für Mensch und Material.

„Seit 16 Jahren fahre ich auf dieser Straße, immer mit Lkw von Mercedes-Benz: bisher 1113, 1313, 1620 und 1935“, sagt Francineudo. „Lkw von Mercedes-Benz sind die einzigen, die den Verhältnissen hier standhalten!“

Mittlerweile hat der Fahrer sein Ziel erreicht. Er rangiert seinen Axor noch ein wenig, dann kann er abladen.

„Als ich das Angebot bekam, ein neues Fahrzeug zu fahren, war ich begeistert. Mit diesem Lkw ist die Arbeit viel entspannter als mit anderen Fahrzeugen. Im Fahrerhaus ist es leise, ich habe eine Klimaanlage, und ich kann den Fahrersitz so einstellen, wie es für mich perfekt ist. Der Axor bietet so viel Leistung und Komfort, dass ich keinen anderen Lkw mehr fahren möchte.“

Rund 3.000 Bauarbeiter sind an der Fertigstellung der letzten Kilometer in der Provinz Acre beteiligt. 224 Kilometer Straße werden neu angelegt, fünf Brücken sind zu bauen und 89 Kilometer der Trasse müssen bereits wieder erneuert werden. Um das alles zu schaffen, arbeiten mehrere Unternehmen parallel an verschiedenen Abschnitten.

In wenigen Wochen wird die Regenzeit wieder einsetzen. Francineudos Axor ist schon wieder mit Schotter beladen. Sein nächstes Ziel ist ein etwa 80 Kilometer langer Bauabschnitt der BR 364. Kurz vor dem Ziel taucht ein letztes Hindernis auf: der Fluss Purus. Die Brücke ist noch im Bau, deshalb werden die Lkw mit der Fähre übergesetzt. Und zwar einzeln – die Tragfähigkeit der Fähre gibt eben nicht mehr her.

Die erzwungene Wartezeit nutzt Francineudo, um sich auszuruhen, aber auch, um mit den Kollegen zu reden. Die Männer lachen und erzählen sich Geschichten. Ein Kollege fragt ihn: „Wie geht es dem Musketier?“ „Sehr gut, danke!“, antwortet Francineudo. „Der Axor arbeitet rund um die Uhr, wir wechseln uns ab mit zwei anderen Fahrern. Daher nennen wir uns ,Die drei Musketiere‘. Wir sind gute Freunde und haben viel Spaß bei der Arbeit.“